Das System Dickdarm-Lunge im Netzwerk des Mikrobioms –
Teil 1

Februar 2023 – Dr. med. Thomas Rau

Neue Aspekte für die biologische Medizin

Die Rolle eines intakten Mikrobioms rückt immer mehr in den Fokus, wenn es um die Gesundheit des Menschen geht. Insbesondere die sogenannten „silent inflammations“ spielen bei der Entstehung chronischer Erkrankungen eine große Rolle. In der Naturheilkunde hat sich diese Erkenntnis immer mehr durchgesetzt und durch gezielte Ursachensuche, Ernährungsumstellung und Substitution bzw. Behandlung nach dem Ansatz der Biologischer Medizin ist eine erfolgreiche Therapie möglich.

Dünn- und Dickdarm und die Thematik des „Leaky Gut Syndroms“

Der Darm ist nicht nur im Zentrum des Menschen gelegen, sondern er ist auch das Zentrum der Gesundheit. Allein am Dünndarm befinden sich ca. 90% des Lymphsystems, wie auch in den Peyer’schen Plaques und ca. 20-30 Liter Lymphflüssigkeit wird täglich in den Dünndarm sezerniert und rückresorbiert. Toxine werden so ausgeschieden und durch die Darmbakterien, v.a. die Bacteroides, adsorbiert und dann im Stuhl ausgeschieden.  

Im Dünndarm befinden sich wegen der riesigen Oberfläche von 1000-2000m2 Oberfläche, aber auch durch das Mikrobiom die meisten Zellen des gesamten menschlichen Organismus, sodass er zum wichtigsten Versorgungs- und Entgiftungsorgan wird.  Das reiche Netzwerk des autonomen Nervensystems (Sympathikus, Parasympathikus) macht ihn zusätzlich zum nervenzellreichsten Organ mit eigener Hormonproduktion (insbesondere Serotonin, Histamin, aber auch eine Teilproduktion des Dopamins). Aus diesem Grund liegt auch die Ursache vieler chronischer Erkrankungen im Darm, wobei insbesondere der durchlässige Darm (Leaky gut) die sogenannten „silent inflammations“ determiniert. Der chronisch-entzündete und degenerierte Darm verursacht

  • aufgrund der erhöhten Histaminausschüttung Allergien, Schlafstörungen, Kopfweh, allgemeine Unruhe, Hypermotorik und Arrhytmien,
  • wohingegen eine verminderte Serotoninausschüttung zu Depression, Müdigkeit, schwachen inneren Rhythmen und dem sog. „Nebel im Gehirn“ (brain fog) führt.


Ein grosses Problem der heutigen Zeit liegt auch in den Nahrungsmittel-Primärallergien, vor allem auf Kuhmilch (Beta-Laktoprotein), Gluten (Gliadin) und Hühnerei-Eiweiss (Ovopeptid oder Ovoprotein). Diese führen durch permanente, zuerst klinisch völlig spürbare Entzündungen zu einer Verminderung der Darmschleimhaut-Oberfläche und dadurch auch zu Serotoninverminderung, aber v.a. auch zu Verminderung der Peyer’schen Placques und dadurch zu Verminderung der immunaktiven Lymphozyten.

Somatotopien = Organzusammenhänge

Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bestehen Somatotopien und Organbeziehungen im gesamten Körper. So werden dem Dünndarm das Herz, das autonome Nervensystem, die Wangen und die obere Brustwirbelsäule und dem Dickdarm die Lunge, die Haut, die untere Halswirbelsäule und die untere Lendenwirbelsäule zugeordnet. Die entsprechenden Beziehungen lassen sich dann noch einmal zusätzlich im Zahnbild erkennen: jeder Zahn ist einer bestimmten Organgruppe, eben entsprechend den Meridian-Zusammenhängen der Chinesischen Medizin, zugeordnet.  

Aus diesem Grunde ist es im BioMed Center Sonnenberg unabdingbar, dass im Zuge der Anamnese und Erstuntersuchung ein Orthopantomogramm (Zahn-Panorama-Röntgen) erstellt wird. Denn es bestehen natürlicherweise Wechselbeziehungen zwischen den Zähnen und den erkrankten Organen bzw. zwischen kranken Zähnen und den zugehörigen Organen. So beobachten, wir als Ärzte, auch vollständige Organ-Heilungen, wenn erkrankte Zähne (=“beherdete“ Zähne) behandelt bzw. entfernt werden.